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"Frauen können so viel mehr, als sie sich zutrauen." Ein Interview mit Rebekka Siegel



In unserem letzten Blogpost haben wir uns mit dem Thema Female Empowerment auseinandergesetzt. Dabei sind wir sind neugierig geworden und haben uns tiefer mit der Materie befasst. Doch was ist besser, als Lexikoneinträge, Zeitschriftenartikel und Nachrichtenbeiträge zu lesen? Richtig - ein Interview mit jemandem, der sich richtig gut auskennt! Deswegen sprachen wir mit Rebekka Siegel, Verkaufscoach für selbstständige Frauen. Seit Jahren begleitet sie Frauen auf ihrem Weg zum beruflichen Erfolg und weiß ganz genau, wo Herausforderungen lauern oder sich Chancen auftun.


Danke, liebe Rebekka, dass du dir Zeit genommen hast, mit uns zu sprechen. Bitte stell Dich kurz vor.


Ich bin Rebekka, ein Mensch mit 1000 Rollen (z.B. Frau, Geschäftsführerin, Mama, Tochter, Freundin, Unterstützerin) und 1000 Facetten (z.B. empathisch, visionär, voller Lebensfreude, optimistisch, tiefe Verbindungen liebend). Beruflich habe ich 14 Jahre bei Unilever gearbeitet, 12 Jahre davon im Vertrieb in unterschiedlichen Führungspositionen. Seit 2021 bin ich selbstständig. In meiner Rolle als Vertriebscoach für selbstständige Frauen, helfe ich jenen, die sich mit dem Verkaufen schwer tun und stattdessen lernen wollen, wie sie ihre Stärken gewinnbringend nutzen können.


"Genau das tue ich privat als auch beruflich: Frauen aufzuzeigen, dass sie sehr wohl ALLES erreichen können."

Du setzt Dich privat und beruflich für Female Empowerment ein. Was bedeutet das konkret?


Frauen können so viel mehr, als sie sich zutrauen. Das liegt meiner Meinung nach immer noch in unserer Erziehung und unserer Historie mit Sätzen, die viele von uns als Mädchen gehört haben: „Spiel dich nicht so in den Vordergrund.“ „Das macht man als Mädchen nicht.“ „Dafür bist du zu klein/zu zart.“ „Lass das mal lieber Xy machen.“ „Sei nicht zu stürmisch/laut/wild.“ „Warte, bis du gefragt wurdest." etc.


Doch das war damals, in unserer Kindheit. Jetzt, heute, als erwachsene Frauen können wir selbst entscheiden. Uns unsere Überzeugungen neu setzen. Genau das tue ich privat als auch beruflich: Frauen aufzuzeigen, dass sie sehr wohl ALLES erreichen können. Es gibt keine Grenzen - nur die, die wir uns selbst setzen. Aus Angst, aus alten Überzeugungen oder um der vermeintlichen Sicherheit willen.



Was denkst Du, sind die Gründe dafür, dass Frauen noch immer als Führungskräfte unterrepräsentiert sind?


Aus persönlicher Erfahrung, gibt es drei Faktoren: die Strukturen in Unternehmen, Männer und Frauen selbst. Eine kurze Erläuterung:

  • Die Strukturen in Unternehmen ermöglichen es oft nur schwer, dass vor allem Mütter in Führungsrollen tätig sein können. Die Doppelbelastung führt in vielen Fällen dazu, dass sich Frauen zwischen Karriere oder Kindern entscheiden müssen, wodurch Unternehmen talentierte Arbeitskräfte verloren gehen. Wenn, die häufig männerdominierte Führungsetage von großen Konzernen hier kein Problem erkennt, werden Frauen große Steine in den Weg gelegt. Dass es auch anders geht zeigt beispielsweise Unilever mit einem tollen Modell: dem Jobsharing. Die Führungsrolle des Vice President Refreshment DACH teilen sich nämlich zwei Frauen. Ein sehr hoher Posten und das ist möglich, weil Unilever auf innovative Lösungen vertraut.

  • Die Männer: Gleich und Gleich gesellt sich gern, das ist immer noch so. Ein amüsant tragisches Beispiel findet sich im „Thomas-Prinzip“: "Der deutsche CEO umgibt sich am liebsten mit Spiegelbildern seiner selbst; 5 Prozent der CEOs heißen Thomas, und es gibt mehr Vorstandsmitglieder, die Thomas oder Michael heißen (49), als es insgesamt Frauen gibt (46)." (Auszug aus dem Bericht der Allbright Stiftung 2017). Natürlich hat sich hier in den letzten fünf Jahren viel getan, aber das zugrundeliegende Muster hat weiterhin Bestand. Solange Männer das Potential und die Fähigkeiten von Frauen in Führungspositionen nicht erkennen, wird die Gläserne Decke nicht brechen.

  • Die Frauen: denn, die müssen für ihre Bedürfnisse einstehen, sich nicht sofort abspeisen oder zu schnell entmutigen lassen. Und sich dann beschweren, dass alles so ungerecht sei. Frauen müssen auf ihre Power, ihre Leidenschaft und ihre Stärke vertrauen; sich Verbündete holen und Mut fassen, wenn es schwierig wird. Da appelliere ich an eine stärkere Eigenverantwortung, auch wenn das Viele nicht hören wollen.


Was ist deine Meinung zur Frauenquote in der Führungsetage von Unternehmen?

So schade es auch ist, eine Frauenquote haben zu müssen, finde ich sie doch hilfreich. Sie dient als Startschuss, als Aufbruchssignal. Vor allem, um neue, unterstützende Strukturen zu schaffen. Letztendlich braucht es jedoch ein Zusammenspiel aus den drei genannten Faktoren, damit mehr Frauen in Führungspositionen aufsteigen werden.



Welche Frauen inspirieren Dich persönlich?

Definitiv Christiane Haasis und Angela Nelissen von Unilever, Tijen Onaran, Annahita Esmailzadeh, Dana Schwandt, Natascha Wegelin, und Jessica Goschala. Das sind alles Frauen, die sich für Chancengleichheit, einen menschlichen Umgang miteinander und für Eigenverantwortung einsetzen.



Was können Unternehmen verbessern, um Frauen die Möglichkeit zu bieten, ein Gleichgewicht zwischen Karriere und Familie zu finden?


Indem sie Strukturen herstellen, die Jobsharing, Teilzeit und ähnlich flexible Modelle ermöglichen. Zudem Frauen ermutigen, sich an Führungspositionen auf verschiedenen Ebenen heranzuwagen.


"Frauen haben schon immer Gemeinschaften gebildet, um sich gegenseitig zu unterstützen. Nur im Berufsleben haben wir das verlernt."


Hast du Tipps, wie Frauen sich in der Praxis für Gleichberechtigung in ihrem Job einsetzen können?


Dranbleiben und sich für sich selbst einsetzen. Ich habe oft erlebt, dass einer Frau gesagt wurde „Das geht nicht.“ und das wurde so akzeptiert. Da wird die eigene Macht untergraben. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: ich wollte mein Arbeitspensum reduzieren und habe ein Nein gehört. Das habe ich nicht akzeptiert, habe mich mit anderen Kollegen beraten und bin dann direkt auf den Vertriebsleiter zugegangen. Der hat es dann ermöglicht. Ein Nein ist in dieser Situation erst dann ein Nein, wenn du es akzeptierst. Egal ob es um Stellenbesetzungen, Teilzeit, Gehalt oder Sonstiges geht.



Was können Frauen tun, um sich gegenseitig zu unterstützen?


Frauen müssen sich untereinander vernetzen, offene und ehrliche Gespräche führen und sich gegenseitig vertrauen. Frauen haben schon immer Gemeinschaften gebildet, um sich gegenseitig zu unterstützen. Nur im Berufsleben haben wir das verlernt. Auch ein Coach kann helfen, hinderliche Überzeugungen zielgerichtet aufzulösen, das sehe ich bei meinen Kundinnen tagtäglich. Unternehmen können hierbei auch mit Coachings unterstützen.



Abschließend: Welchen Rat würdest Du jungen Frauen geben, die ins Berufsleben starten?


Traut euch und vertraut euch. Ihr könnt so viel mehr! Und wenn ihr unsicher seid, sprecht mit jemandem, der euch diesen Vertrauensvorschuss gibt. Als ich mit 26 meine erste Führungsposition angeboten bekommen habe, war meine erste Reaktion: „Andy, traust du mir das wirklich zu?“ Er lachte und meinte: „Rebekka, wenn ich es dir nicht zutrauen würde, würden wir hier nicht sitzen und darüber sprechen. Trau dich.“

Ich hab es getan und es war ein großartiger Schritt für meine persönliche und professionelle Entwicklung.



Danke für das interessante Interview, liebe Rebekka!


Über: Rebekka Siegel ist Verkaufscoach für selbstständige Frauen. Wer mehr über die Freude am Verkaufen lernen möchte, ist bei ihr an der richtigen Adresse.



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